Für unsere Soldaten
Einweihung der neuen Erfrischungsstation des Deutschen Roten Kreuzes

Oberhessische Zeitung (OZ), 23.12.1940

Abseits der Stadt und des vorweihnachtlichen Treibens in ihren Straßen, sozusagen in der Stille, spielte sich heute ein Vorgang ab, der darum nicht weniger hervorgehoben zu werden verdient, vielmehr in dieser Kriegszeit gerade besondere Bedeutung beansprucht: Die Einweihung der neuen Erfrischungsstation des DRK. Sie liegt eine knappe Viertelstunde von der Stadt entfernt unmittelbar an der Reichsautobahn auf dem weiträumigen Gelände der Reichsstraßenmeisterei und lehnt sich an deren Verwaltungsgebäude an. Es ist ein erhabenes Plätzchen, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und deren Hintergrund genießt.

Die Station besteht in der Hauptsache aus dem Erfrischungsraum, in dem 30-35 Personen zum Esseneinnehmen Platz finden, und dem anstoßenden Kochraum. Sie ist im Barackenstil doppelwandig errichtet, bietet also vollkommenen Schutz gegen Witterungsunbill. Der Erfrischungsraum ist mit in Naturfarbe gehaltenen Tischen, Stühlen und Bänken ausgestattet. Ebenso einfach und zweckentsprechend ist die Ausstattung der Küche gehalten; das Schwergewicht ist auf erhöhte Leistungsfähigkeit gelegt, da die Einrichtung von den erfrischungssuchenden Wehrmachtsangehörigen, die hier ihre Fahrt auf der Reichsbahn unterbrechen, stoßweise und dann immer in ansehnlicher Zahl, in Anspruch genommen wird.

In dem mit dem Führerbild und den Farben der Partei, mit Tannengrün und einem Weihnachtsbaum festlich geschmückten Erfrischungsraum, der vollbesetzt war, fand gestern die Einweihung und Eröffnung der neuen Station statt. Unter den Teilnehmern befanden sich zufällig ein Trupp erfrischungsbedürftiger Wehrmachtsangehöriger und in geschlossener Formation die Mitglieder der hiesigen Bereitschaften vom Deutschen Roten Kreuz.

Oberfeldführer Landrat Dr. Schönhals hielt die Ansprache. Nach herzlichem Willkommengruß, mit dem er insbesondere Pg. Hübner als Vertreter des Kreisleiters den Ortsgruppenleiter Mädrich und als Vertreter der Stadt Bürgermeister Dr. Völsing begrüßte, führte er etwa folgendes aus:

Während einerseits die männlichen Mitglieder des DRK von hier zum Kriegsdienst ausgezogen waren und später auch die weiblichen für auswärtigen Dienst herangezogen wurden – 80 von der Bereitschaft (m) und 30 von der Bereitschaft (w) – machten sich in der Heimat neue Aufgaben des DRK in einem Maße geltend, dass zu deren Bewältigung sogar auswärtige Hilfskräfte herangezogen werden mussten. Das Erfrischungsbedürfnis für ankommende Wehrmachtsangehörige, dem man ja schon seit Kriegsbeginn Rechnung getragen, wuchs infolge der zentralen Verkehrslage unserer Stadt in ungewohntem Maße. Die Annahme, dass dieses Bedürfnis sich vornehmlich von den ankommenden Zügen der Reichsbahn her geltend machen würde, erwies sich als irrig, das weitaus größte Kontingent der Erfrischungsbedürftigen stellt die an Erfrischungsgelegenheiten noch verhältnismäßig arme Reichsautobahn. So kam es, dass die aus eigener Initiative an der Reichsstraßenmeisterei aufgemachte Erfrischungsstelle sich stärkster Inanspruchnahme erfreut gegenüber den in der Adolf Hitlerstraße und am Bahnhof früher errichteten Stellen. Das ist bedingt durch die Lage der Reichsstraßenmeisterei, die direkt an der Reichsautobahn liegt, Kreuzungspunkt zweier wichtiger Reichsstraßen darstellt und zu der ein Zubringer von der Stadt von nur 1 Kilometer Länge führt.

Von Wichtigkeit ist, dass die Erfrischungsstelle mit Hilfe des Bezugs von Lebensmitteln aus Kasernen durch Vermittlung der Wehrkreisverwaltung gleichzeitig Verpflegungsstelle wird, wie es bei der Erfrischungsstelle in der Adolf Hitlerstraße (Kantine der Mechanischen Kleiderfabrik Georg Dietrich Bücking) der Fall gewesen ist. In diesem Sinne ist auch ein Aufruf an die Gemeinden bzw. die Bürgermeistereien des Kreises ergangen, durch Sammlungen zusätzlich Lebensmittel zu beschaffen und zur Verfügung zu stellen. Die NS-Frauenschaft, die bereits gesammelt hat, wird auch hierbei ihre Hilfe nicht versagen. Inzwischen haben fast alle Bürgermeister der 95 Gemeinden ihre Mitwirkung bereits zugesagt. Ebenso haben die Behörden der Reichsautobahn und der Reichsstraßenmeisterei großes Verständnis und Entgegenkommen bei der Anlage der räumlichen Gestaltung und der Einrichtung der Erfrischungsstelle gezeigt, die aus kleinen Anfängen sich so ansehnlich entwickelt hat. Die erfrischten Wehrmachtsangehörigen rühmen die Alsfelder DRK-Erfrischungsstelle außerordentlich; neben Magdeburg ist sie übrigens die einzige Erfrischungsstelle des Roten Kreuzes. Laut Ausweis des aufliegenden Gästebuches haben seit ihrem Bestehen (August 1940) etwa 5.000 Wehrmachtsangehörige die Erfrischungsstelle des DRK an der Reichsstraßenmeisterei Alsfeld aufgesucht, täglich bis zu 100. Einträge im Gästebuch wie die nachstehenden bestätigen die Beliebtheit, deren sich die neue Erfrischungsstelle erfreut: „Wir hauten drein und es hat uns wunderbar geschmeckt. Eugen Hadamovsky, Leutnant im O.K.W., Reichssendeleiter,“ oder „Gottseidank sind wir hier nicht vorbeigefahren“. […] (Unterschriften).

Der Redner dankt der Landesstelle des DRK in Weimar, die die Mittel für die Errichtung des Baues bereitgestellt habe, sowie der Reichsstraßenmeisterei für ihr bereitwilliges Entgegenkommen. Er dehnt diesen Dank weiter aus auf die Firmen und Handwerksmeister, die bei der rasch vonstatten gegangenen Errichtung und Ausstattung der Station in irgendeiner Weise mitgewirkt haben, ebenso auf die, die bei der Vorbereitung und dem Verlauf der heutigen Veranstaltung ihre Mithilfe geliehen. Vor allem aber richtet sich sein Dank an die vielen Helferinnen und Kameradinnen, die Tag und Nacht keine Mühe und Witterungsunbill gescheut haben, um die übernommenen Pflichten gewissenhaft zu erfüllen. Im August sei dieser Dienst ja leicht gefallen; aber mit dem Eintritt der schlechten Jahreszeit habe der Dienst an diesem abgelegenen Orte beträchtliche Anforderungen an die Mitwirkenden gestellt. Schließlich richtet sich das Dankeswort auch an die Feldführerin Kern für ihre außerordentliche Hilfe und die stellvertretende Bereitschaftsführerin Frau Baronin Riedesel.

Mit einem kurzen Rück- und Ausblick auf das Geschehen dieser großen Zeit, aus dem wir dank der genialen Führung Adolf Hitlers die feste Zuversicht schöpfen dürften, dass wir als Sieger hervorgehen werden, schließt der Redner seine Ausführungen mit einem Sieg Heil dem Führer, dem Schirmherrn des Deutschen Roten Kreuzes.

Mit dem gemeinsamen Gesang der Nationallieder erreichte die Feier ihr Ende.

Erstveröffentlichung:

Für unsere Soldaten, in: Oberhessische Zeitung, 23.12.1940.

… auch Teil der sogenannten „Kriegschronik“:

Karl Dotter, Dr. Karl Völsing, Julius Hch. Waldeck: Kriegs-Chronik 1939. (Alsfelder Kriegschronik 1939-1945), am 01.09.1939 begonnen und geführt von Karl Dotter, Oberreallehrer, Stadtarchivar. Nach dessen Tod am 17.09.1940 fortgeführt von Bürgermeister Dr. Karl Völsing. Ab dem 24.03.1945 wurde Julius Hch. Waldeck, Mitbegründer des Geschichts- und Altertumsvereins von 1897, mit der Weiterführung der Chronik durch den Bürgermeister Dr. Völsing beauftragt, und die Fortführung durch die Bürgermeister Rosenkranz und Staab verfügt. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, HStAD O 72, Nr. 215, 1948.

[Stand: 19.06.2024]