Robert Müller (1905-1994)

Von Karl Brodhäcker, Alsfeld (2012)

Gebürtiger Alsfelder und bekannter Maler war auch Robert Müller (1905-1994). Dr. Sieglinde Platz, Weimar, erwähnte in einem Vortrag, den sie zu einer Vernissage einer Robert-Müller-Ausstellung in Weimar hielt, unter anderem, dass Müller „durch sein Studium an der Kunstgewerbeschule Offenbach am Main große Fertigkeiten errang.“

Robert Müller (1905-1994)
Foto © Gisela Müller

Im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung habe er die traditionelle Auffassung überwunden und sei zu „ganz eigenen neuen Maßstäben im Rahmen seiner realistischen Schaffensmethoden gekommen, zu einer abstrahierten künstlerischen Formensprache von großer Ausdruckskraft, zeitlos, allgemeingültig, in verschiedenen Mal-, Zeichen- und Drucktechniken.“ Besessen von seiner kreativen Leidenschaft sei ein dichtes künstlerisches Werk entstanden, „das weit über die Grenzen der Region ausstrahlt und in anderen europäischen Ländern Anerkennung gefunden hat.“ Robert Müller, der sein Kunststudium im Jahr 1924 nach dem Tod seines Vaters abbrechen musste, hat 1925-1928 eine Kaufmannslehre absolviert. 1937 übernahm er das elterliche Schuhgeschäft. Seiner Malerei blieb er trotzdem treu und bildete sich, wenn er Zeit und Gelegenheit dazu hatte, weiter aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er als freischaffender Maler und selbstständiger Kaufmann. Er hatte den Vorteil, dass er von seiner Kunst nicht den Lebensunterhalt für die Familie bestreiten musste.

Müller war Mitglied in verschiedenen Künstlervereinigungen, 1979 erhielt er den Kunstpreis „Prix du Jumelage“, Chaville/Paris. In vielen Ausstellungen in Deutschland, der Schweiz und Schweden fanden und finden auch nach dem Tod Müllers Werke noch immer große Anerkennung.

Meine Beziehungen zu Robert Müller, dem um 14 Jahre Älteren, waren nicht so eng wie die zu meinem Freund Willi Weide oder zu Karli Weitzel. Was uns verband war jedoch nicht nur das Interesse an der Malerei, sondern auch unser beider Liebe zum Vogelsberg und zu Island. Im Vogelsberg hatte er, wie ich, eine Bleibe gefunden: Er ein Wochenendhaus als Rückzugsgebiet für erholsame, stille, kreative Stunden und Tage, ich ein altes Bauernhaus als Wohnsitze für viele Jahre. Island hatte ich selbst 1959 als Journalist erkundet, er etwas später als Maler lieben gelernt. Wenn wir uns trafen, hatten wir genügend Gesprächsstoff auch außerhalb der Malkunst.

Robert Müller: Das Alsfelder Rathaus
„Im Morgenlicht“, 1976

In den letzten Jahren sind viele Werke des Künstlers, liebevoll von Tochter und Schwiegersohn betreut, immer wieder einmal zu besonderen Anlässen in einem geräumigen Ausstellungsraum des familieneigenen Hauses in der Alsfelder Obergasse/Kaplaneigasse zu sehen.

Erstveröffentlichung:

Karl Brodhäcker: Robert Müller, in: Alsfelder Kunstmaler des 20. Jahrhunderts. Oder: Was bleibt, sind Bilder und Erinnerungen, in: Karl Brodhäcker, Der Mord am Türmer. Erinnerungen an Alsfelder Geschehnisse und Personen, 2012, S. 232-236.

Die Veröffentlichung der Texte des Autors im Rahmen des Internetprojekts
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[Stand: 12.06.2024]