Von Heinrich Dittmar, Alsfeld (2000)
Nach langer schwerer Krankheit starb in der Nacht zum 15. April 2000, wenige Tage vor seinem 74. Geburtstag, Dr. Herbert Jäkel, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld und Leiter des Regionalmuseums.
Am 24. April 1926 in der Mainzer Gasse geboren, mit „Lärrebachwasser“ getauft, wie er oft zu sagen pflegte, verlebte er den größten Teil seiner Kindheit in der Alsfelder Altstadt. Sein Interesse an Geschichte, Natur und Kultur wurde vom Elternhaus sehr gefördert.
Nach seiner Schulzeit und einer kurzen Kriegsteilnahme studierte er in Frankfurt und Göttingen Geographie, Sport, Geschichte, Sozialwissenschaften und Pädagogik. 1953 promovierte er über ein Thema seiner Heimatstadt: „Ackerbürger und Ausmärker in Alsfeld“ – eine sozialgeographische Studie, die seine weitere Entwicklung wesentlich beeinflusste. Bereits in diesen Jahren begann er auch, zu aktuellen Fragen Stellung zu nehmen. Bevölkerungsentwicklung, Industrieansiedlung‚ Sportfragen, Naturschutz und vor allen Dingen Denkmalpflege waren seine Themen. Dazu kamen sehr bald wissenschaftlich fundierte Beiträge in den „Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld“. Nach einer Lehrauftragstätigkeit in Frankfurt ging er 1957 an ein Darmstädter Gymnasium. In diese Zeit fielen auch eine Reihe von Studienreisen, in diesem Zusammenhang ist besonders seine Mitarbeit am Baedeker-Reiseführer „Türkei“ zu nennen.
Leiter des Stadtarchivs / Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins
1966 kehrte er als Pädagoge an die Albert-Schweitzer-Schule seiner Stadt Alsfeld zurück. Im gleichen Jahr übernahm er das Alsfelder Stadtarchiv, das er bis zu dessen Umzug ins Beinhaus bis 1985 betreute. Zugleich fungierte er als Schriftleiter der „Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins“. 1968 folgte er Karl Rausch im Amt des Vorsitzenden dieses Vereins und übernahm damit auch die Leitung des Museums. Die Entwicklung vom Heimatmuseum im Hochzeitshaus zum weithin anerkannten Regionalmuseum in der Rittergasse, einem Pilotvorhaben des Hessischen Museumsverbands, war vor allem sein Werk.
Denkmalpflege
Einen weiteren Schwerpunkt bildete sein ehrenamtlicher Einsatz für die Denkmalpflege. Bereits 1966 wurde er Vertrauensmann des Kreises für die Bodendenkmalpflege. Mitarbeit an den Ausgrabungen in der Walpurgiskirche und an der Burg verlangten auch erheblichen körperlichen Einsatz. Alsfeld als Europäische Modellstadt im Denkmalschutzjahr 1975 war für Dr. Jäkel Verpflichtung und Ansporn. Viele Veröffentlichungen und Diskussionsbeiträge beweisen dies. Für diese journalistische Arbeit wurde er vom Europarat ausgezeichnet. Seit 1976 war er auch als Fachberater für die Belange seiner Heimatstadt im Kreisdenkmalbeirat des Vogelsbergkreises aktiv.
Kommunalpolitik
Von 1972 bis 1999 arbeitete Dr. Jäkel in der Kommunalpolitik. Zunächst als Kreistagsabgeordneter, später als Stadtrat und Stadtverordneter in Alsfeld. Der Verlust der Kreisstadtfunktion für seine Heimatstadt Alsfeld traf ihn tief. Zum Abschluss seiner politischen Tätigkeit wurde Dr. Jäkel 1999 vom Alsfelder Stadtparlament zum Ehrenstadtverordneten ernannt.
Verkehrsverein
1978 übernahm er den Vorsitz im Verkehrsverein. Vielfältige Aktionen wurden von ihm mit angeregt: Flohmarkt, Stadtfest, Kunst- und Handwerkermarkt und anderes mehr. Dieses Amt nahm er bis 1995 mit großem Erfolg wahr. Dr. Jäkel, der bereits seit 1971 Mitglied der Historischen Kommission für Hessen war, hat mit zahlreichen Veröffentlichungen in Wort und Bild die Geschichte, die Kultur und die Baugeschichte seiner Heimatstadt Alsfeld immer wieder herausgestellt. Seine ehrenamtlichen Leistungen wurden mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Ehrenbrief des Landes Hessen und Auszeichnungen der Stadt Alsfeld gewürdigt.
Geschichtsforschung
Der Geschichts- und Museumsverein verliert mit Dr. Jäkel den Motor der dritten Museumsgeneration, der die Gestaltung des Museums wesentlich vorantrieb und mit großer Sachkenntnis und menschlichem Verständnis die Geschichte seiner Heimatstadt bearbeitete. Leider konnte er die von ihm begonnene Stadtgeschichte nicht mehr vollenden. Seine zahlreichen Veröffentlichungen in der Heimat-Chronik, einer Beilage der Oberhessischen Zeitung, und in vielen Zeitschriften und Büchern werden noch lange die Geschichtsforschung unserer Stadt beeinflussen.
Die Denkmalpflege, die Fürsorge für das äußere und auch innere Bild der Stadt lagen ihm stets sehr am Herzen und machten ihm Sorge bis in seine letzten Tage. Er wird immer als einer der ernsthaftesten und engagiertesten Vertreter für seine Heimatstadt Alsfeld in Erinnerung bleiben.
Heinrich Dittmar
2. Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins
Die Veröffentlichung der Texte des Autors im Rahmen des Internetprojekts
www.Geschichtsforum-Alsfeld.de wurde von ihm bzw. seinen Rechtsnachfolgern genehmigt.
Erstveröffentlichung:
Heinrich Dittmar: Jahrzehntelang im Einsatz für seine Stadt. Dr. Herbert Jäkel, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins, starb nach langer Krankheit, in: Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, 17. Reihe, Nr. 1/2, 2000, S. 71-72.
Vertiefungsliteratur:
Jäkel, Herbert: Ackerbürger und Ausmärker in Alsfeld/Oberhessen. Sozialgeographische Studie über die Entwicklung der Gemarkung einer Ackerbürgerstadt, Dissertation, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main, März 1953.
Jäkel, Herbert: Eine Zukunft für unsere Vergangenheit. Zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975, in: GMV Alsfeld (Hrsg.): Alsfeld. Europäische Modellstadt, Alsfeld 1975, S. 9-22.
Jäkel, Herbert: Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Alsfeld. Festgabe des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld aus Anlass seines 100-jährigen Bestehens 1897-1997, Alsfeld 1997.
Jäkel, Herbert: 100 Jahre Geschichts- und Museumsverein Alsfeld. 100 Jahre Geschichtsforschung – 100 Jahre Museumsarbeit, in: Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, 16. Reihe, Nr. 3/4, 1999.
[Stand: 01.01.2024]