Von Otto Freundlieb, Alsfeld (1958)
Alsfeld und sein Bier
Alsfeld ist eins der wenigen noch gut erhaltenen Fachwerkstädtchen des Mittelalters. Sein schmuckes Rathaus, das Weinhaus und das Hochzeitshaus am Marktplatz, seine reizvollen Gässchen und Winkel locken immer aufs neue Fremde an. Es gibt nicht viele andere Orte, die so verträumt und anmutig dem Besucher begegnen, Und dennoch liegt und lag es nie abgeschieden aus der Welt. Von der Autobahn Frankfurt-Kassel aus sind seine Türme und Giebel zu sehen. Seine Lage in der Mitte der Nord-Süd-Route unseres Landes verleitet manchen Reisenden dazu, hier Quartier für die Nacht zu suchen.
Urkundlich erwähnt wurde Alsfeld nachweisbar am 13.03.1222 zum ersten Male, aber die Siedlungen müssen, den Funden nach zu urteilen, wesentlich älter sein. Schon im Jahre 1250 gehörte die Stadt zum Rheinischen Städtebund. Ihr Aufstieg zu Wohlhabenheit und Blüte begann jedoch erst im vierzehnten Jahrhundert und dürfte zweihundert Jahre später den höchsten Stand erreicht haben. Bier wurde in Alsfeld gebraut, solange die Stadt besteht. Im frühen Mittelalter stand das städtische Brauhaus jedem offen. Ob Bürger, Beamter, Geistlicher oder Edelmann, sie alle durften reihum das Brauhaus benutzen. War das eigene Bier vertrunken, so schenkte der Nachbar aus, bis sich wieder eine Gelegenheit zum Brauen eigenen Bieres ergab. Da der Durst aber verschieden und das Einteilungsvermögen zu allen Zeiten unterschiedlich gewesen sind, gab es auch Streit. Landgraf Ludwig der Friedsame von Hessen wies darum 1414 den Rat der Stadt an, „nach pflichtgemäßer Erwägung des gemeinsamen Besten jährlich zu bestimmen, wieviel ein jeder Bürger für das Jahr brauen solle und nicht mehr, einem so gleich als dem andern“.
Als Klagen und Beschwerden dennoch nicht aufhörten, erließen der Alsfelder Amtmann, der Schultheiß, Bürgermeister, Rat und die Vier von Gemeinen und Zünften die näheren Bestimmungen im Jahre 1527: „Wer brauen will, hat für das Jahr zu einem halben Gebräu 32 Maß Malz und 5 Malter Hopfen, vom geschworenen Fruchtmesser mit dem Stadtmaß gemessen, an das Brauhaus abzuliefern. Der vereidigte Braumeister darf dem einen nicht mehr und nicht weniger brauen als dem anderen. Die Brauenden haben sich über das Zapfen zu vereinbaren. Gleichzeitig darf nur an vier Orten der Stadt, und zwar immer nur mit einem von der Stadt hierzu verabfolgten und gestempelten Maße, verzapft werden. Ist das Bier an einem Ort zu Ende, so trägt der Stadtknecht gegen eine Gebühr das Maß zu demjenigen weiter, der das älteste Bier hat. Auch Dünnbier dürfen die Braumeister nur in bestimmter Qualität den Bürgern brauen, und hiervon soll der Eimer für 2 Heller verkauft werden.“
In welchem Jahr das erste Brauhaus der Stadt erbaut wurde, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Doch wird aus dem Jahr 1499 der Kauf einer neuen Braupfanne erwähnt. 1533 entstand ein großes Brauhaus, für das aus Ziegenhain drei Jahre später der erste namentlich bekannte Braumeister, Kurt Noel, geholt wurde. Ihm halfen drei Brauknechte bei der Arbeit. Schon 1569 ließen die Stadtväter an der Stelle des bisherigen Brauhauses den Bau eines neuen Gebäudes beginnen, das erst 1575 fertig wurde und 414 Florin (= Gulden), 7 Albus und 6 Heller gekostet hat. Es diente bis 1850 zum Brauen und von da bis 1926 der Alsfelder Feuerwehr als Spritzenhaus.
Auch die Brauordnung aus dem Jahre 1537 schien sich nicht ganz zu bewähren. Jedenfalls entschied vom Jahre 1578 ab das Los über die Reihenfolge. Nur die Ratsherren und die Vierer wussten sich das Sonderrecht zu sichern, bei vorheriger Anmeldung auch außerhalb der Reihe der übrigen Bürger nach Bedarf zu brauen. Pest, Not, Hunger und Plünderungen überzogen Alsfeld und seine Bewohner während des Dreißigjährigen Krieges. Die Stadt verarmte und verschuldete, ihre Einwohnerzahl ging zurück. Und erst im vergangenen Jahrhundert nach den Befreiungskriegen machte sich ein langsamer Aufstieg bemerkbar.
In so schlechten Zeiten trug auch die Bierqualität nicht eben zur Erheiterung der Gemüter bei. Handelte es sich doch teils um ein aus Gerste oder aus Hafer gewonnenes obergäriges Bier ohne Hopfenzusatz. Aus den einzelnen Suden zogen die Braumeister Starkbier oder Vollbier, Mittelbier und Dünnbier ab. Der Rest, mit Wasser verdünnt, konnte nicht mehr gut als Bier angesprochen werden, fand aber in den Notjahren trotzdem seine Abnehmer.
Im Jahre 1650 erneuerte Landgraf Georg II. von Hessen der Stadt Alsfeld das Privilegium des Brauens. Am 07.11.1664 legte eine Verordnung der Stadt den Preis für ein Maß Bier auf 10 Heller fest und belegte das Liegenlassen oder den Verkauf eines Loses mit Strafe. Diese Maßnahme konnte allerdings nicht die Verärgerung der Bürger über die Bevorrechtung der Bürgermeister und Räte beseitigen, die nicht nur am freien Donnerstag brauten, sondern sich auch noch in die Lostage der übrigen drängten.
Sei es nun die Not jener Jahre, Kummer oder welche anderen Gründe: Der Bierdurst stieg gar gewaltig, und die Stadt sah sich veranlasst, zum großen Brauhaus 1668 noch ein kleines Brauhaus im Schnepfenhain bauen zu lassen, wo es heute noch zu sehen ist. Waren hier zunächst ein Braumeister und ein Brauknecht tätig, so übernahm der Braumeister des großen Brauhauses im Jahre 1764 diese Aufgabe mit. Im kleinen Brauhaus brauten die Bürger bis 1829, als die Stadt das Haus an den Alsfelder Bürger Anton Freundlieb verkaufte.
Zank und Streit um die Brauordnung gingen weiter. Doch ließ das Biertrinken gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts allgemein nach. Jetzt stieg der Branntweinkonsum, und das Kaffeetrinken kam in Mode. Der hessische Staat erließ 1809 eine Tranksteuerordnung, die alle bisherigen Rechte umstieß und große Erregung in der Bevölkerung verursachte. Damit war eine Entwicklung eingeleitet, die ein halbes Jahrhundert später zur allgemeinen Gewerbefreiheit führen sollte.
Die Stadt Alsfeld hingegen war solchen Neuerungen gegenüber nicht aufgeschlossen, sie pochte auf ihre überlieferten Rechte. Als der Bäckermeister Ludwig Jungbluth 1822 um eine Konzession zur Anlegung einer eigenen Brauerei einkam, entspann sich ein zehnjähriger Streit, ohne dass dem Bäckermeister Erfolg beschieden gewesen wäre.
Indessen schuf auch hier Gewöhnung, was Kampf nicht vermochte. Mehr und mehr ließen die Bürger davon ab, ihr eigenes Bier zu brauen. Im Jahre 1820 brauten nur 20 Alsfelder und 1840 gar nur noch 5, die zudem alle Bäcker waren.
Angesichts solcher Zustände richtete der aus Ottrau zugezogene Meyer Wallach, dem die Aufnahme in die Ortsbürgerschaft erst nach mehreren Versuchen gelungen war, 1840 ein Gesuch an die Stadt mit der Bitte, eine Brauerei einrichten zu dürfen. Darin hieß es: „Ich habe seit Jahren die Beobachtung gemacht, dass von Privaten anderwärts Bierbrauereien eingerichtet worden sind. Hier aber ist noch von niemandem der Anfang gemacht worden, wohl aus dem Grund, weil hier ein Monopol sein soll. Ich will diesem Institut in seinem Erzeugnis keinen Schaden bringen, denn es liefert nur einfaches, d.h. ordinäres Bier, während ich Doppelbier nach bayerischer Art zu brauen beabsichtige.“
Am 01.04.1841 lehnte der Gemeinderat das Gesuch unter Hinweis auf das alleinige Braurecht der Stadt ab. Doch war Meyer Wallach keinesfalls der einzige, der vergeblich versucht hatte, eine Konzession zu erlangen. Bei den fünf Bäckermeistern, die 1840 noch alleine in Alsfeld brauten, benötigte die Stadt auch das große Brauhaus nicht mehr. Vergeblich schrieb sie es mit Geräten zur Verpachtung aus. So blieb ihr nichts übrig, als Haus und Inventar 1850 öffentlich zu versteigern. Damit hörte das seit Jahrhunderten geübte Bierbrauen im öffentlichen Brauhaus von Alsfeld auf. Nur die Bäckermeister brauten ihr Bier immer noch in mäßigen Mengen.
Acht Jahre, nachdem die Stadt Alsfeld auf ihr Braumonopol verzichtet hatte, erwarb der Kaufmann Leopold Wallach im Jahre 1858 den Brauereibetrieb und den Felsenkeller der Bäckerzunft. Damit beginnt die jetzt hundertjährige Geschichte der Alsfelder Brauerei.
Gründung der Brauerei
Die Brauerei Leopold Wallach lag bei der Gründung auf dem Gelände des heutigen Bahnhofs an der Alicestraße. Im Westen begrenzte ein Feldweg das Grundstück, im Norden verlief die Grenze etwa in Höhe der jetzigen Grünanlagen vor dem Bahnhof und im Osten entlang des Grundstücks, das heute der Familie Dr. Weber gehört.
Der Felsenkeller lag unterhalb des Friedhofes an der Reibertenröder Straße und diente als Gär- und Lagerhalle. Als 1871 die Eisenbahn ihre Linie Gießen-Fulda fertiggestellt hatte, baute die Stadt eine Straße von der Marburger Straße zum Bahnhofsgebäude. Ein Teil des Wirtschaftsgartens der Brauerei musste dabei abgetreten werden.
Neben Leopold Wallach versuchte auch der von auswärts zugezogene Bürger Georg Collmann eine Brauerei aufzuziehen. Er hatte aber wenig Erfolg und gab nach fünfzehn Jahren, 1884, seine vergeblichen Bemühungen auf.
Zur Brauerei in der Alicestraße gehörte auch eine Mälzerei. Nachdem das fertige Malz auf einer Schrotmühle fein gemahlen war, mischten die Brauereigehilfen es in einem hölzernen Maischbottich mit heißem Wasser und stellten so die Maische her. Die Maische blieb kurze Zeit zur Verzuckerung stehen und kam dann als sogenannte Würze in die Würzpfanne, in der sie mehrere Stunden unter Zugabe von Hopfen kochte. Danach brachte eine Pumpe die Flüssigkeit auf das Kühlschiff unter dem Dach. Die abgekühlte Würze lief in ein großes Holzfass, das auf einen eisernen Wagen montiert war und von sechs Pferden zum Felsenkeller gezogen wurde. Hier begann im Gärkeller die Vergärung der Würze zu Bier, die danach zur Lagerung in die großen Holzfässer des Lagerkellers verbracht wurde. Zur Kühlung des Lagerkellers war Eis erforderlich. Da es eine Eismaschine noch nicht gab, musste das Eis in jedem Jahr auf einem Teich am Hellhof, etwa eine halbe Stunde vor der Stadt, losgeschlagen und mit Pferdefuhrwerken in die Eiskeller, die zum Teil über dem Lagerkeller lagen, befördert werden.
Zur maschinellen Ausstattung der Brauerei gehörten ein liegender Dampfkessel, eine kleine Dampfmaschine und eine Flaschenreinigungsanlage. Hier geschah auch das Reinigen der Transportfässer mit Handfassbürsten und durch Ausspritzen mit heißem und kaltem Wasser.
Gespannwagen brachten die gereinigten Fässer und Flaschen zum Felsenkeller, wo sie gefüllt, auf Wagen verladen und mit Pferden zur Kundschaft gefahren wurden.
Neben der Brauerei bestand eine Bier-, Wein- und Speisegaststätte mit Kegelbahn. Leopold Wallach betrieb sogar zeitweilig noch eine Kohlenhandlung. All diese vielseitigen Fähigkeiten und Bemühungen standen jedoch in keinem Verhältnis zu den Erfolgen der Brauerei, in der Leopold Wallach von Anfang an Wert darauf legte, nur erstklassige Rohmaterialien zu verwenden, um ein gutes Bier herstellen zu können. So ist es auch zu erklären, dass andere Alsfelder, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts versuchten, eine Brauerei aufzumachen, scheiterten.
Die räumliche Trennung von Brauerei und Lagerkeller war zu keiner Zeit ein Idealzustand gewesen. Sie kam aber mit wachsendem Bierausstoß um so empfindlicher zum Bewusstsein.
Um die Jahrhundertwende braute die Brauerei etwa 10.000 hl Bier. Dieser Menge waren Gebäude und Einrichtungen kaum noch gewachsen. Außerdem hatten Maschinen- und Apparatebau so beachtliche Fortschritte erzielt, dass die Brauereianlagen als restlos veraltet angesehen werden mussten. Den letzten Anstoß gab dann der Plan, die Bahnlinie Alsfeld-Niederaula-Hersfeld auszubauen und das Bahnhofsgelände zu verlegen. Dazu aber benötigte die Eisenbahnverwaltung fast das ganze Gelände der Brauerei.
So entschloss sich Karl Wallach, der inzwischen das Unternehmen von seinem Vater Leopold Wallach geerbt hatte, eine moderne Brauerei zu bauen und erwarb dafür ein großes Gelände in der Schwabenröder Straße. Nun hat wohl jeder Mensch nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Ein wohlhabender Bürger, der der Familie Wallach nicht wohlgesinnt war, erfuhr von dem Vorhaben und kaufte ein Gelände unterhalb des neuen Grundstückes. Auf diese Weise hatte Wallach aber keine Möglichkeit mehr, die Abwässer seiner Brauerei abzuführen. Was blieb ihm anderes zu tun, als sich nach einem anderen Gelände umzusehen. Außerhalb der Stadt fand der Brauereibesitzer an der Grünberger Straße andere Grundstücke. Seinen Besitz am Schwabenröder Weg veräußerte er einem Bauunternehmer als Baugelände für Privathäuser.
Der Neubau an der Grünberger Straße vollzog sich in zwei Abschnitten. Im gleichen Jahre, da der stadtbekannte Braumeister Emil Wallach nach rund dreißigjähriger Tätigkeit sein Amt an den Braumeister Prütting abgab, begannen die Bauarbeiten zu einer neuen Mälzerei, einem Stallgebäude für zwölf Pferde und einem Portierhaus. Ein Jahr später, 1905, konnten diese Gebäude bezogen werden. Das Mälzereigebäude beherbergte zwei Malztennen und im Erdgeschoß den Getreideeinweichraum mit zwei eisernen Weichgefäßen, in denen die
Gerste eingeweicht und von Luftgebläsen durchlüftet wurde. Im ersten und zweiten Stock befanden sich zwei Gerstelagerböden und unter dem Dach der Schwelkboden. Dem eigentlichen Mälzereigebäude vorgebaut standen vier Malz-Silos mit einem Fassungsvermögen von je 1.000 Zentnern Malz sowie eine Zweihordendarre.
Wenn die in den Weichgefäßen eingeweichte Gerste dick aufgequollen war, wurde sie abgelassen, auf den Malztennen ausgebreitet und mehrmals gewendet. Sie trieb nun Keime. Hatten Blatt- und Wurzelkeime eine bestimmte Länge erreicht, so beförderte ein automatischer Aufzug die gekeimte Gerste oder das Grünmalz, wie es jetzt heißt, auf den Schwelkboden, wo es durch wiederholtes Wenden lufttrocken gemacht wurde. In der Darre wurde das Malz jetzt unter hoher Temperatur abgedarrt, lief über eine Putzmaschine, die die Keime abschlug, und gelangte endlich in die Silos. Die abgeschlagenen Keime waren ein beliebtes Futtermittel für Jungvieh.
Oberhalb der Gebäude ließ der Besitzer gleich zu Beginn der Bauarbeiten einen Brunnen graben, der stündlich neun Kubikmeter Wasser lieferte, das mit eigenem Gefälle in ein Reservoir im Keller des Gebäudes floss. Eine elektrisch angetriebene Pumpe beförderte das Wasser in zwei Hochwasser-Reservoire. Von dort gelangte es zu den einzelnen Zapfstellen.
Der zweite Bauabschnitt umfasste die eigentliche Brauerei. Die Arbeiten dazu begannen 1906. Am 20.06.1907 konnte die neue Brauerei in Betrieb genommen werden Sie war mit allen damals bekannten technischen Neuerungen versehen. So besaß sie eine Dampfkesselanlage mit einer Dampf- und Eismaschine, die zur Kellerkühlung und künstlichen Eiserzeugung diente. Ein modernes kupfernes Doppelsudwerk glänzte den Arbeitern entgegen. Automatische Fass- und Flaschen-Reinigungs- und Füllanlagen erleichterten die Arbeit. Auch wurde zum Trocknen der anfallenden Treber, zwecks besserer Verwendung, ein Trebertrockenapparat beschafft.
In diesem Jahre lieferte die Brauerei 12.000 hl Bier aus. An die Stelle von Braumeister Prütting trat im Jahre 1907 Braumeister Lehmann. Zu dieser Zeit wurden 1 Maschinist, 28 Brauarbeiter und 4 Angestellte beschäftigt.
Auf dem Gelände, das ihm noch am Bahnhof verblieb, ließ Karl Wallach 1913 ein Gasthaus erbauen, dem er den Namen „Altes Brauhaus“ gab. Am 04.04.1914 eröffneten die Pächter Joh. Merz, Eheleute, das Hotel, das sie am 01.08.1918 käuflich erwarben und unter dem Namen „Wilhelm II.“ und später „Hessischer Hof“ weiterführten.
Die günstige Entwicklung des Unternehmens fand mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges vorerst ihr Ende. Von der Belegschaft mussten drei Angestellte und 20 Arbeiter zum Heeresdienst einrücken, so dass der Betrieb nur mit Hilfspersonal weiterarbeiten konnte. Da auch 6 Pferde von den Militärbehörden eingezogen worden waren, bereitete die pünktliche Kundenbelieferung Schwierigkeiten. Ein Ausgleich dafür fand sich nur in dem keineswegs als erfreulich angesehenen Rückgang des Bierverkaufs.
Er sank 1914 bis 1915 auf 8.700 hl und 1917 bis 1918 sogar auf 4.600 hl. Ab Dezember 1916 war die Brauerei gezwungen, ein ganz schwachprozentiges Bier zu brauen. Ein Getränk, das den Namen Bier nicht verdiente. Als gegen Kriegsende wertvolle Metalle immer knapper geworden waren, musste der Betrieb eine der kupfernen Braupfannen abliefern.
Kurz darauf kam eine Verordnung heraus, nach der die während des Krieges stillgelegten Mälzereien von Brauereien nicht wieder in Betrieb genommen werden durften, bevor alle Handelsmälzereien voll beschäftigt seien. Unter solchen Voraussetzungen sah der Brauereibesitzer keine Veranlassung, seine Maschinen einrosten zu lassen. Kurzerhand verkaufte er alle Maschinen und Anlagen der Mälzerei 1922 an die Firma Steinhäuser in Friedberg/Hessen und verpachtete das leerstehende Gebäude im folgenden Jahr für die Dauer von zehn Jahren an die Lackfabrik Remy aus Bondorf. Kurze Zeit später aber geriet die Lackfabrik in Konkurs, und das leerstehende Gebäude kam wieder an die Brauerei zurück. Das für die Bierherstellung erforderliche Malz hingegen musste die Brauerei von Handelsmälzereien beziehen und die Gerste aus der Umgegend bei einer benachbarten Brauerei vermälzen lassen.
Im Geschäftsjahr 1919 bis 1920 nahm das Unternehmen auch die Herstellung alkoholfreier Getränke auf. Anstelle der im Krieg eingezogenen Pferde bestellte die Brauerei 1921 ihren ersten Lastkraftwagen bei Daimler-Benz, dem 1924 ein zweiter folgte.
Die Inflationsjahre waren nicht besser als die Kriegsjahre. Erst nach der Stabilisierung der Währung begann auch der Bierverbrauch zuzunehmen, erreichte aber 1924 bis 1925 erst 6.500 hl.
Nachdem von 1916 bis 1918 Braumeister Schröder dem technischen Betrieb vorgestanden hatte, ging es bis 1924 auch ohne Braumeister. Der Eintritt von Braumeister Wandinger am 01.07.1924 zeigte deshalb eine Normalisierung der Verhältnisse an. Der gestiegene Absatz erlaubte es, im Jahre 1926 die ersten gusseisernen Emailletanks und einen Drucktank aufzustellen sowie einen dritten Lastkraftwagen anzuschaffen. Im Februar 1930 folgten noch zwei gusseiserne Emaille-Gärtanks.
Übergang in Genossenschaftsbesitz
Wenn auch die schwierigsten Jahre überwunden schienen, so war es nicht gerade eine Blütezeit, als Karl Wallach Anfang Dezember 1929 einen Schlaganfall erlitt. Zum Glück hatte er in seinem Prokuristen Otto Freundlieb einen Mitarbeiter, der schon seit 1898 bei ihm tätig war und dem er getrost die Führung der Brauerei überlassen konnte. Indessen genügten Tüchtigkeit, Fleiß und Redlichkeit in jenen Kampfjahren der NSDAP nicht, um ein Unternehmen zu halten oder gar weiter auszubauen. Als der Bierverbrauch immer mehr zurückging, sah sich Karl Wallach gezwungen, seine Brauerei zu verkaufen. Da er aber bei allem Anlass seiner Heimatstadt nichts Böses wollte, bot er den Betrieb seinen langjährigen Abnehmern, den Gastwirten, zum Kauf an, um auf diesem Wege der Stadt Alsfeld ihre Brauerei zu erhalten.
In einer Versammlung am 28.08.1935 erklärten 61 Personen den Beitritt zu einer Genossenschaft, die die Brauerei von Karl Wallach erwerben und weiterbetreiben sollte. Sie wählten gleichzeitig aus ihren Genossenschaftsmitgliedern den Aufsichtsrat. Dieser ernannte zum vierköpfigen Vorstand die Herren: Hermann Schmall, Hartmut Kneisel, Phil. Duchardt und Otto Freundlieb. Vorsitzer des Vorstandes und geschäftsführender Direktor wurde Otto Freundlieb.
Am 07.09.1935 erwarb der gesamte Vorstand durch Kaufvertrag vom gleichen Tage die Brauerei mit allen Aktiven und Passiven einschließlich der Eishäuser in Ziegenhain und Großfelda sowie das Gasthaus „Vaterland“ in Alsfeld vom Alleinbesitzer Karl Wallach zum Preise von RM 408.000.-. Vom 1. Oktober 1935 ab führte Otto Freundlieb die Brauerei unter dem Namen Genossenschaftsbrauerei eGmbH, Alsfeld, weiter.
Drei landwirtschaftlich genutzte Grundstücke erwarb die Genossenschaftsbrauerei noch am 12.10.1937 für RM 4.200,- von den Erben. Sie verkaufte dagegen die Gaststätte „Haus Vaterland“ am 16.07.1938 an die Firma Georg Dietrich Bücking und erwarb am 28.01.1939 in Ziegenhain ein Wohnhaus mit Gartengrundstück für den dortigen Bierverleger.
Im übrigen aber ergaben sich aus der Übernahme der Brauerei durch die Genossenschaft keine großen Umwälzungen in der Geschäftsführung oder Bierherstellung. Einzig der Bierverkauf nahm in den folgenden Jahren wieder zu, bis der Beginn des Zweiten Weltkrieges tiefgreifende Veränderungen mit sich brachte.
Bereits einige Tage vor dem Polenfeldzug hatte die Wehrmacht drei Lastkraftwagen mit Fahrern und zwei Pferde mit Kutscher eingezogen. In kurzen Abständen mussten zwanzig Angehörige dem Ruf zu den Waffen Folge leisten. So konnte der Betrieb nur mit Aushilfskräften, einem gebrauchten Lastkraftwagen und mit Lohnfuhrwerken weiterarbeiten. Eine Verordnung des Reichswirtschaftsministeriums setzte im Mai 1940 den Stammwürzegehalt des Bieres auf sechs Prozent herab. Zusammen mit der gleichzeitigen Kontingentierung der Bierherstellung auf fünfundsiebzig Prozent der Vorkriegslieferung sollte dies der Rohstoffersparnis dienen.
Die Materiallage erlaubte es nicht, während der Kriegsjahre irgendwelche nennenswerten Anschaffungen zu machen. Selbst die Pflege der vorhandenen Maschinen und Anlagen bereitete genug Kopfschmerzen und Schwierigkeiten. Zu Anfang des Jahres 1944 bezog eine Heeresdruckerei die beiden Malztennen im Mälzereigebäude, um hier, da die beiden Tennen unter der Erde lagen, ungestört von Fliegerangriffen ihre Generalstabskarten drucken zu können. Außerdem hatte der Arbeitsdienst an der Nord- und Südseite des Brauereigeländes je ein Lager eingerichtet.
Nicht nur die Uniformen hielten den Mitarbeitern der Brauerei ständig den Krieg vor Augen, das taten die ständig sich verschlechternden Lebensbedingungen noch viel deutlicher; Wehrmacht und Arbeitsdienst brachten auch die Brauerei immer wieder in größte Gefahr. Sobald bei Fliegeralarm die Flugzeuge in nur geringer Höhe anflogen, stürzten Wehrmachtsangehörige und Arbeitsdienstleute in das Mälzereigebäude, dessen Vorkeller als Luftschutzraum diente, erregten damit die Aufmerksamkeit der feindlichen Flieger und beschworen die Gefahr eines Bombardements herauf.
Am 22.02.1945 stand auf dem Geleise der Bahnstrecke Fulda-Gießen vor der Station Alsfeld ein Munitionszug, der von alliierten Geschwadern ausgemacht und gegen 14 Uhr mit Bomben angegriffen wurde. Neben anderen Häusern in der Nähe der Eisenbahnstrecke trafen Bomben auch die Brauereigebäude. Luftdruck und Bombensplitter deckten alle Dächer ab, zerstörten die Fenster und beschädigten die Innenwände. Braumeister Wandinger erlitt so schwere Verletzungen, dass er länger als ein halbes Jahr im Krankenhaus liegen musste. Die Wohnung des Maschinisten war nicht mehr bewohnbar. Er erhielt in der Stadt eine Notwohnung. Maschinen hatten durch den Bombenangriff zum Glück keine und eine Braupfanne nur leichte Schäden erlitten. Da mit neuen Fliegerangriffen zu rechnen war, ließ der Brauereidirektor vorsorglich Malz und Hopfen nach Lauterbach bringen. Mit der Burgbrauerei Lauterbach schloss er einen Lohnbrauvertrag, um die Kundschaft weiter beliefern zu können.
Sofort ließ er dann seine Belegschaft mit den Aufräumungsarbeiten anfangen. Seine erste Sorge galt den Dächern, um dadurch größere Schäden durch Witterungseinwirkungen zu vermeiden. Nur unter größten Mühen und Umständen war es möglich, Dachziegel von der Ziegelei Angersbach zu beschaffen. Dennoch gelang der Aufbau verhältnismäßig schnell. Schon am Sonnabend, dem 17.03.1945 liefen alle Maschinen zur Probe, und Maschinist Heiser erklärte gegen 11 Uhr, dass alle wieder in Ordnung seien. Erleichtert ordnete Direktor Freundlieb den Wiederbeginn der Brauarbeiten zum nächsten Montag an. Es sollte nicht dazu kommen. Gegen 12.30 Uhr bombardierte ein einzelnes Flugzeug die Brauerei. Das Ergebnis war verheerend. Wieder waren die Brauereigebäude stark in Mitleidenschaft gezogen, der Dachstuhl des Mälzereigebäudes war weggerissen und der Boden schwer beschädigt. Darrgebäude, Malzsilos, Stallgebäude und Portierhaus waren völlig zerstört. Ein Pferd kam in den Bomben um, während ein anderes den Angriff unverletzt überstand und zwei Pferde der Gefahr entgangen waren, weil sie in Lauterbach Bier holten. Die übriggebliebenen drei Pferde erhielten ihr Quartier im Stall des Gasthauses „Zum Anker“. Doch ihre Frist war nur noch kurz bemessen. Amerikanische Truppen rückten am 30.03.1945 in die Stadt ein. Sie schossen das Stallgebäude des Gasthauses in Brand. Da des Maschinengewehrfeuers wegen niemand an die Tür gelangen konnte, kamen die Tiere in den Flammen um.
Erhebliche Schäden trafen die Brauerei noch, als die Kriegsgefangenenlager aufgelöst wurden und die befreiten Gefangenen plündernd umherzogen. Neben größeren Mengen Bieres verschwanden alle Werkzeuge aus dem Betrieb. Schlimmer jedoch wirkte sich der Diebstahl fast sämtlicher Treibriemen aus, die nur unter sehr lästigen Umständen neu zu bekommen waren.
Unter solchen äußeren Erschwernissen erscheint es verständlich, wenn in den ersten Wochen und Monaten niemand nach Bier oder anderen Getränken fragte. Erst vom Oktober ab begann die Belieferung der Gaststätten mit Dünnbier. Da für zwei Pferde, die inzwischen wieder gekauft wurden, Unterkunft zu beschaffen war, begannen die Wiederaufbauarbeiten mit dem Neubau eines kleineren Pferdestalles und anschließend einem Aufenthaltsraum für die Belegschaft.
Der Zustand der Brauereigebäude, Maschinen und Anlagen gestattete im übrigen wieder die Herstellung von Bier. Allerdings erlaubte das Gebräu von damals keinen Vergleich mit heutigen Ansprüchen. Von 1946 bis 1947 braute die Alsfelder Brauerei für die Brauerei Ihring-Melchior in Lohnarbeit ein leichtes Bier, das sie in gleicher Zusammensetzung auch der eigenen Kundschaft lieferte. Die Brauerei Ihring-Melchior war zur Heeresbrauerei ernannt worden und durfte nur Bier für amerikanische Truppen brauen. Um ihre Privatkundschaft weiter bedienen zu können, ließ sie dieses Bier bei verschiedenen Brauereien im Umkreis brauen.
Ein Lichtblick in die Ausweglosigkeit der ganzen Situation fiel erst, als mit der Währungsreform am 20.06.1948 sich die allgemeine Wirtschaftslage besserte. Nun bleiben für die Nachfrage beim Bier nicht nur der Wohlstand schlechthin, sondern mehr noch die Qualität des Bieres und sein Preis ausschlaggebend. Zwar waren bei der Währungsreform in der gesamten Brauindustrie schon grobe Mengen des bierähnlichen Getränks unverkäuflich geworden, weil jeder für sein gutes Geld wieder einen entsprechenden Gegenwert haben wollte, aber es verging noch ein ganzes Jahr, bis am 01.08.1949 der Stammwürzegehalt des Bieres auf 12% erhöht werden durfte und gleichzeitig die Biersteuer von DM 118,- auf DM 27,- je Hektoliter sank. Damit war endlich das Startzeichen gegeben zu freiem Wettbewerb und der Ansporn, das bestmögliche Bier zu liefern.
Kein Wunder, dass bei diesen Voraussetzungen der Bierverbrauch zunahm. Die Alsfelder Brauerei wusste 1950 die Nachfrage auch noch durch die Lieferung eines 14-prozentigen Bieres unter dem Namen „Spezial Export“ und eines 16-prozentigen Bockbieres zu steigern. Beide Biere fanden in der breiten Öffentlichkeit den erwarteten guten Anklang. Schnell hatte der Ausstoß jetzt wieder den Vorkriegsstand erreicht und schließlich sogar überschritten. Dabei dürfen auch andere Tatsachen nicht unerwähnt bleiben, die zu diesem günstigen Ergebnis beitrugen. Geldentwertung und Marshallplan hatten sich, verbündet mit dem Willen, die Kriegsschäden so schnell wie möglich vergessen zu machen, zu wahren Wunderwaffen gegen das Nachkriegselend erwiesen. Löhne und Einkommen waren gestiegen und hatten in breiten Bevölkerungsschichten zu einem gewissen Wohlstand geführt. Aus den abgetrennten Gebieten Ost- und Mitteldeutschlands strömten Vertriebene und Flüchtlinge herein und ließen die Einwohnerzahl der Stadt anwachsen. Bisher unbekannte Industriezweige ließen sich nieder, und die Stadt erlebte eine neue Blütezeit.
In dieser Zeit ansteigender Konjunktur machten sich die überstandenen notvollen Kriegs- und Nachkriegsjahre nachträglich nochmals recht deutlich bemerkbar. War es doch in all den Jahren nicht möglich gewesen, Anlagen und Maschinen zu überholen oder Neuanschaffungen zu machen. Um mit der Lieferung nachkommen zu können, ließ die Brauerei 1951 bis 1952 eine automatische Flaschenreinigungs- und Füllanlage aufstellen, mit der stündlich 3.000 Flaschen abgefüllt werden können. Im Geschäftsjahr 1952 bis 1953 erfuhr der Gärkeller eine gründliche Modernisierung, Gärtanks kamen an die Stelle der früheren Holzbottiche. Eine Anzahl Lagertanks, eine vollständige Filtrieranlage, ein Luftkühler und ein zweiter Brunnen stellten die Investitionen des folgenden Jahres dar. Um in den Lager- und Gärkellern eine ständig gleichbleibende Kältetemperatur zu erhalten, schaffte die Brauerei 1954 bis 1955 ein automatisches Keller-Kühlaggregat an und verbesserte die Verkaufsmöglichkeit ihrer Treber durch den Kauf eines neuen Trebertrockenapparates. Immer noch war der durch jahrelange Lücken entstandene Nachholbedarf nicht gedeckt. Ein neuer Vorwärmer, eine zusätzliche Anzahl von Lagertanks und ein besonderer Gärkeller für obergäriges Bier füllten das Programm für 1955 bis 1956. Das völlig zerstörte Silo- und Darrgebäude wurde gleichzeitig wiederaufgebaut und als Malz-Silo eingerichtet.
Damit war den dringendsten Forderungen im Betrieb erst einmal Genüge getan. Nur die sanitären Einrichtungen mussten 1956 bis 1957 noch auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. Die Belegschaft erhielt in diesem Jahr auch einen freundlichen neuen Aufenthaltsraum.
Die besondere Sorge der Betriebsleitung gilt immer der Sicherstellung der Belegschaft und ihrer Versorgung für das Alter. Für den Fall des vorzeitigen Ablebens oder bei Erreichung der Altersgrenze von 65 Jahren wurde für alle Belegschaftsmitglieder, die mehr als fünf Jahre im Betrieb tätig waren, bei der Hessen-Nassauischen Lebensversicherungsanstalt eine Gruppenversicherung abgeschlossen, die im Falle eines plötzlichen Ablebens eines Gefolgschaftsmitgliedes für die erste Zeit eine gewisse finanzielle Sicherstellung für die Hinterbliebenen bietet. Außerdem wurde ein Pensionsfonds errichtet. In den Pensionsfonds werden alle Belegschaftsmitglieder einbezogen, die länger als fünfundzwanzig Jahre dem Betrieb angehören. In den Jahresbilanzen erscheint für die Sicherstellung dieser Verpflichtungen eine erhebliche Rückstellung, der jährlich nach versicherungsmathematischen Grundsätzen Beträge zugeführt werden. Die begünstigten Belegschaftsmitglieder erhalten somit bei Erreichung des 65. Lebensjahres zusätzlich zu ihrer gesetzlichen Sozialrente einen monatlichen Pensionszuschuss von der Brauerei, so dass ihr Lebensabend nach der finanziellen Seite hin gesichert sein dürfte.
Das Geschäftsjahr 1957/1958 brachte auch endlich die Verwirklichung eines seit fünfzig Jahren gehegten Planes, nämlich den Bau eines Verwaltungsgebäudes, das außer den Büroräumen im Erdgeschoß noch zwei Wohnungen für den Direktor und den Braumeister beherbergt. Außerdem wurden Erweiterungsbauten im Lagerkeller vorgenommen und weitere Aluminiumtanks eingelagert.
Am 06.10.1955 verstarb der langjährige Braumeister Wandinger, der wegen Krankheit schon 1948 von Braumeister Granel abgelöst worden war. Nach achtjähriger Tätigkeit verließ 1956 Braumeister Granel auf seinen Wunsch die Brauerei. Seine Stelle nimmt seitdem Diplom-Braumeister Gläsel ein.
In diesem Jahr kann Brauereidirektor Otto Freundlieb auf seine sechzigjährige Tätigkeit bei der Brauerei zurückblicken. Angesichts eines so gesegneten Alters regte er schon vor einigen Jahren die Auswahl eines Nachfolgers an. So trat Direktor Richard Stier am 01.07.1954 in die Brauerei ein und übernahm am 01.01.1955 als Vorsitzer des Vorstandes die Geschäftsführung. Auf Wunsch des Aufsichtsrats blieb Direktor Freundlieb jedoch weiterhin im Vorstand der Genossenschaft.
Wenn die Alsfelder Brauerei in diesem Jahre ihr hundertjähriges Bestehen feiern kann, so tut sie es mit besonderer Freude zu einem Zeitpunkt allgemeinen Aufstiegs. Auch die heutigen Zeiten sind nicht frei von täglichen Sorgen und Ärger. Aber mit Stolz darf doch festgestellt werden, dass die schweren Schäden und Schädigungen der langen Kriegs- und Nachkriegsjahre beseitigt worden sind.
Die Brauerei hat in Anlagen und Gebäuden einen den technischen Verhältnissen unserer Zeit entsprechenden neuzeitlichen Stand erzielt. Wie immer, wenn es in der wechselvollen Geschichte äußere Eingriffe nicht verboten, findet das gute Bier, das sie braut, den Zuspruch der Abnehmer.
Den historischen Überblick über die Entwicklung des Brauwesens in der Stadt Alsfeld und den Werdegang ihres Brauereiunternehmens möchten wir abschließen mit dem Dank der Alsfelder Brauerei an ihre zahlreichen Kunden in Stadt und Land, die zum Teil seit mehreren Jahrzehnten ihr Bier von ihr bezogen haben. Mit ihrem Dank verbinden sie die Bitte, auch in Zukunft der Brauerei die Treue zu bewahren. Der Alsfelder Brauerei wird es immer oberstes Gebot sein, die Wünsche ihrer Abnehmer, soweit es in ihren Kräften steht, zu erfüllen und für die Herstellung hochwertiger Qualitätserzeugnisse Sorge zu tragen.
(Der Text wurde geschrieben nach Unterlagen des Alsfelder Stadtarchivs und den Ausarbeitungen von Otto Freundlieb.)
[Stand: 26.06.2024]